Baubiologie und Oekologie

Gesundes Wohnen und Arbeiten


Bayreuth, 20.04.2024

 

Drei Gründe für schlechten Geruch im Fertighaus

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Schadstoffe gasen jahrzehntelang aus -

Der Wunsch nach einem bezahlbaren Eigenheim führte Familie Henniger zu einem Objekt aus den siebziger Jahren. Der Grundriss entspricht dem Raumbedarf der vierköpfigen Familie und der große Garten mit den Obstbäumen lädt zum Herumtoben mit den Kindern ein. Jörg Henniger ist nicht blauäugig. Er hat von Schadstoffproblemen in dieser Häusergeneration gelesen. In diesem Fall scheint aber alles anders, denn ein schlechter Geruch liegt nicht in der Luft. Henniger kann nicht ahnen, dass auch die Immobilienverkäufer dazu lernen. Es ist gerade Sommer und das Haus wurde vor der Besichtigung gründlich gelüftet. Diese Form der Wechselbeziehung zwischen Käufer und Verkäufer ereignet sich im Monat dutzendfach. Ein Grund dafür, die Ursachen für mögliche Geruchsbelästigungen näher zu beleuchten. Drei chemische Substanzen sind verantwortlich für bestimmte Geruchstypen: Formaldehyd sorgt für einen stechend-säuerlichen Geruch, Chloranisole erzeugen einen schimmelig-muffigen Geruch. Sind Chlornaphthaline in der Bausubstanz vorzufinden, dann riecht es muffig-süßlich.

Formaldehyd in Spanplatten

Der verhältnismäßig hohe Anteil an Formaldehyd in der Raumluft liegt an der Bauweise dieser Haustypen. Anstelle massiver Baustoffe wie Ziegel oder Beton verwendeten die Hersteller sowohl in der Außenwand als auch in Innenwänden Spanplatten. Auch im Fußboden- und Deckenbereich sind Spannplatten verbaut. Die Bestandteile dieser Platten sind mit formaldehydhaltigen Klebern gebunden. Mittlerweile ist der Formaldehydanteil in Baustoffen stark reglementiert. Zu einem Verbot der Chemikalie konnte sich der Gesetzgeber bisher nicht durchringen. In einem Kubikmeter Raumluft sind derzeit 100 Mikrogramm Formaldehydanteil zulässig. Zur Vorsorge oder bei gesundheitlichen Beschwerden sollte die Raumluft hinsichtlich Formaldehydbelastung analysiert werden.

Holzschutzmittel sind verantwortlich für die Entstehung von Chloranisol

Der Geruch nach Chloranisol ist häufig in Gebäuden zu finden, in denen Spanplatten des Typs V100G verbaut wurden. Spanplatten mit dieser Bezeichnung können einem maximalen Feuchtegehalt von 15-18% widerstehen. Der Zusatz "G" weist auf die Verwendung von Holzschutzmitteln im Plattenmaterial hin, die den Einbau bei einer Feuchte von mehr als 18% ermöglichen. Bei den früher eingesetzten Holzschutzmitteln handelte es sich überwiegend um chlororganische Stoffe wie Tetra- und Pentachlorphenol (PCP), Lindan (g-Hexachlorcyclohexan), Chlornaphthaline und Dichlofluanid. PCP wirkt pilzhemmend und Lindan diente als Insektenschutzmittel. Der Abbau von Pentachlorphenol erfolgt durch die Bakterienart Pseudomonas. Auch Trichoderma-Stämme sollen PCP zu Pentachloranisol umwandeln. Über eine direkte Gesundheitsgefährdung durch Aufnahme von Chloranisolen über die Raumluft ist bisher wenig bekannt. Das Augenmerk liegt in diesem Fall auf der Untersuchung von Holzschutzmitteln.

Chlornaphthtalin war ebenfalls Bestandteil von Holzschutzmitteln

Diese Chemikalie wurde im Zuge der Herstellung von feuchtebeständigen Spanplatten (V100 G) zum Schutz vor Schimmelpilzbildung eingesetzt. Chlornaphthtalin war Bestandteil des Holzschutzmittels Basileum SP 70. Die Emissionen hängen von der Raumlufttemperatur und dem Feuchtegehalt der Baustoffe ab. Der Geruch ist bereits bei Raumluftgehalten unter 10 μg/m3 wahrnehmbar. Das Gas führt auch zu einer Sekundärkontamination, d.h. es lagert sich an Oberflächen oder Kleidungsstücken an. Über die toxikologische Wirkung ist wenig bekannt. Den Bewohnern ist der unangenehme Geruch meistens nicht bewusst. Erst wenn Gäste des Hauses offen über das Problem reden, erfolgt der gedankliche Anstoß.

Weitere Informationen

www.apug.de/archiv/pdf/Leitfaden_Innenraumlufthygiene.pdf
www.salzgitter.de/leben/gesundheit/Informationsschreiben-Schadstoffscreening.pdf
www.agoef.de/schadstoffe/chemische-schadstoffe/chloranisole.html






 


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