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Bayreuth, 16.04.2024

 

Besser Strom sparen, anstatt ihn mühsam im Kraftwerk zu erzeugen

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Tausende demonstrierten vor Jahren im rheinischen Erkelenz gegen den Fortbestand des Braunkohleabbaus in Deutschland. Die Menschen wünschen sich einen schnelleren Umstieg auf regenerative Energien und fordern ein Abschalten dieser Kraftwerke. So richtig die Diskussion um eine effiziente Energieversorgung auch sein mag, so wenig lenkt sie den Blick auf ein wesentlich wichtigeres Problem: wie schafft es die Weltgemeinschaft, den Stromverbrauch deutlich zu senken? Denn die Energie, die nicht verbraucht wird, muss nicht mühsam in Kraftwerken unter hohem Schadstoffausstoß erzeugt werden. Informationen zum Energiesparen sind reichlich vorhanden. Nur verstauben die Hochglanzbroschüren weitgehend in den Regalen der Verbraucherberatungen. Der folgende Beitrag fasst die wirksamsten Möglichkeiten zum Stromsparen im privaten Haushalt zusammen und zeigt auf, wie gerade die Digitalisierung den Stromverbauch noch kräftig anschiebt.

Der jährliche Stromverbrauch als Maßstab

Der Stromspiegel für Deutschland zeigt jährlich die durchschnittlichen Verbräuche auf. Zu finden ist diese Übersicht entweder online oder als Broschüre in den örtlichen Energieberatungsstellen. Zur Grobeinschätzung benötigt man die letzte Jahresabrechnung des Energieversorgers und die Einstufung in die passende Rubrik gemäß Stromspiegel. Die Kriterien sind der Gebäudetyp (Wohnung oder Haus), die Anzahl der Personen im Haushalt und die Frage, ob das Wasser mit oder ohne Strom erwärmt wird. Wer sich jetzt aufgrund einer guten Platzierung entspannt zurücklehnen will, den erinnert die Webseite von "die-stromsparinitiative.de" daran. dass noch weiteres Einsparpotential in der Geräteausstattung steckt.

Die wichtigsten Stromfresser kennen

Vergleichstabellen richten das Augenmerk auf die wichtigsten Verbrauchsquellen. Wer sicher gehen will, wird die Stromverbraucher zuhause selbst messen. Die Messgeräte dafür sind günstig zu bekommen. Zur Einschätzung des Einsparpotentials ist die Umrechnung auf Jahresverbrauchswerte notwendig. Für diesen Zeitfaktor verwendet die Fachwelt den Ausdruck "elektrische Arbeit". Dabei wird die elektrische Leistung eines Gerätes (in Watt) mit der Betriebszeit multipliziert. Ein Beispiel verdeutlicht diese Betrachtung: eine elektrische Bügelmaschine verbraucht pro Stunde Einsatzzeit 1.000 Watt = 1 Kilowattstunde (kWh), ein Kühlschrank mit Gefrierfach etwa 350 Watt in 24 Stunden. Erst die Berechnung der Jahreswerte zeigt die Vergleichbarkeit auf.
Bügelmaschine: eingesetzt 52 Mal * 1 Std * 1 kWh = 52 kWh im Jahr
Kühl-/Gefrierkombination: 0,35 kWh * 360 Tage = 126 kWh
Wer die hohe Leistung der Bügelmaschine kennt, wird diesen Stromfresser mit Bedacht einsetzen. Ein weiteres Augenmerk sollte auf dem Einsatz von Wäschetrocknern liegen. Vom effizientesten Gerät bis zum größten Stromfresser liegt eine Spanne von 180 bis 480 Kilowattstunden. Wer auf den Trockner komplett verzichten kann, spart pro Jahr ca. 100 Euro. Der Stromverbrauch eines Aquariums hängt vom Volumen und von der Wassertemperatur ab. So verbraucht ein 40-Liter-Aquarium bei 25 Grad Celsius Wassertemperatur ca. 350 kWh, ein 400-Liter-Aquarium bei gleicher Temperatur hingegen ca. 1.000 Kilowattstunden. Auch der Betrieb eines Wasserbettes stellt energetisch einen kleinen Luxus dar: 500 bis 700 Kilowattstunden verbraucht man bei Betrieb eines Doppelbetts mit einer Wassertemperatur von 29 Grad Celsius.

Stromverbrauch im Stand-By-Betrieb

Jeder weiß es, aber nicht alle tun es. Gemeint ist die konsequente Trennung eines elektrischen Gerätes vom Stromkreis, sobald die Nutzungsdauer beendet ist. Während der Stand-by Betrieb auf einer Nachlässigkeit des Anwenders beruht, bedeutet die Funktion "Schein-Aus" ein gravierendes Verbraucherärgernis. 99% der Anwender dürfte nicht wissen, dass ein Gerät "Strom zieht", obwohl es offensichtlich ausgeschaltet ist. Man kommt darauf, wenn sich der Stecker eines Fernsehgeräts in einem Stromkreis befindet, der mit einem Netzabkoppler gesteuert wird. Schaltet der Netzabkoppler nach Ausschalten des Fernsehers nicht ab, muss noch eine Stromquelle vorhanden sein. Das Dilemma entsteht dadurch, weil der Hauptschalter nicht zwischen Netzteil und Steckvorrichtung angebracht ist. Einige Geräte besitzen überhaupt keinen Ausschalter und ziehen dadurch permanent Strom; dazu gehören Modems, Router, Anrufbeantworter oder Umspanner für Halogenlampen. Am sichersten lässt sich die Stromverbindung durch Verwendung einer abschaltbaren Steckerleiste unterbrechen. Am beleuchteten Schalter lässt sich erkennen, ob tatsächlich abgeschaltet wurde.
Die Stromverbräuche im Stand-by summieren sich mit der Zahl der Geräte zu erheblichen Beträgen. Durchschnittlich fallen 40 bis 50 Kilowattstunden im Jahr pro Gerät an. Gerade in großen Verwaltungsbetrieben sollte die Firmenleitung darauf achten, dass die Mitarbeiter die Bürogeräte nach Arbeitsende korrekt vom Stromkreis trennen.

Digitalisierung treibt den Stromverbrauch an

Nach neuesten Statistiken sind mindestens so viele Handys im Umlauf wie es Menschen auf der Erde gibt. Pro Ladevorgang rechnet chip.de mit drei Watt. Für den einzelnen Verbraucher mögen 2 bis 5 kWh pro Jahr nicht ins Gewicht fallen. Für eine Volkswirtschaft summiert sich diese Zahl auf einen millionenfachen Energieverbrauch. Smartphones fressen mehr Energie als die früher üblichen Handys. Zur Entwicklung der Endgeräte passt die starke Verbreitung von WLAN-Routern in Privathäusern, in Firmen und auf öffentlichen Plätzen. Wenn die Digitalisierung in den nächsten Jahren richtig durchschlägt, werden elektronische Strom-, Gas- und Wasserzähler zunächst mehr Strom verbrauchen, bevor sie dabei helfen können, den Energieverbrauch in Summe zu senken.

Fazit der Stromdiskussion

Vielleicht trägt das Bild eines qualmenden und stinkenden Kohlekraftwerks dazu bei, weitere Stromfresser im Haushalt oder im Unternehmen zu vermeiden.
Bildquelle: shutterstock.com Stockfoto-ID: 560510965

Weitere Informationen

www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/dokumente/datenblatt_oekodesign-richtlinie_standby-_und_schein-aus-_off-mode-verluste_und_verluste_im_vernetzten_bereitschaftsbetrieb.pdf

medienwissenschaft.uni-bayreuth.de/dimensionen/entwuerfe/Arbeitsblatt_UE.pdf





 


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